Erinnerungsorte sind Orte des Gedenkens und des Lernens. Sie erinnern an mörderische Systeme und der Greueltaten, die Menschen bereit waren zu begehen. Sie erinnern an die Opfer. Sie erinnern auch an die Menschen, die Widerstand geleistet haben gegen Unrecht und Unmenschlichkeit und dafür mit dem Leben oder mit der Freiheit bezahlen mussten. Sie erinnern an die eigene Schuld der Kirche, wo sie sich angepasst oder mitgemacht hat, statt sich dem Unrecht entgegenzustellen.
Erinnerungsorte sind authentische Orte, an denen nachfolgenden Generationen Geschichte im wahrsten Sinn des Wortes be-greifbar wird. Dies gilt umso mehr als die Zeitzeugen, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben können, immer weniger werden. Durch die mit den Zeitzeugen aussterbende lebendige Erinnerung und die entstehende Distanz verändert sich die Qualität von Erinnerung.
Demgegenüber können Orte und Räume, selbst wenn an ihnen keine persönliche Erinnerung haftet, durch ihren Symbolgehalt Erinnerung lebendig halten. Orte, wo man in jedem Moment in die Tiefe gehen kann, bewahren noch ihr Geheimnis.
Der Begriff Erinnerungsort wird in der neuen Geschichtsforschung generell als Metapher für Fixpunkte in der Vergangenheit gebraucht, auf die sich das kulturelle Gedächtnis richtet, symbolische Figuren. Erinnerungsorte können also ebenso materieller wie immaterieller Natur sein, zu ihnen gehören etwa reale wie mystische Gestalten und Ereignisse, Gebäude und Denkmäler, Institutionen und Begriffe, Bücher und Kunstwerke, Personen und Erinnerungsdaten.
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz verfügt in ihren verschiedenen Regionen über eine Reihe von erinnerungswürdigen Orten in Bezug auf die Vergangenheit, die sie in unterschiedlicher Weise nutzt, manches ist konzeptionell noch in der Entwicklung. Es gilt, den Wert bestimmter Erinnerungsorte zu erkennen und als Lernorte besser zu nutzen. Denn erst durch Deutung - aktive Gestaltung und pädagogische Arbeit - werden Erinnerungsorte zu Lernorten, die zum kulturellen Gedächtnis und zur Werte-Orientierung nachhaltig beitragen. Dazu braucht es ein Gesamtkonzept für unsere Landeskirche, das beschreibt, warum und woran wir als Christen erinnern wollen. Voraussetzung für ein systematisches Konzept kirchlicher Erinnerungskultur ist eine Bestandaufnahme der bestehenden kirchlichen Erinnerungsorte.