Vor 25 Jahren wurde die frühere Karl-Maron-Straße in Berlin-Marzahn in Poelchaustraße umbenannt. In einer öffentlichen Veranstaltung wird nun am 18. September eine dort errichtete Stele übergeben, die an Dorothee Poelchau (1902–1977) und Harald Poelchau (1903–1972) erinnert. Beide halfen zwischen 1933 und 1945 mit Mut, Wachsamkeit und meist illegal Angehörigen von Gefangenen, Juden und anderen Verfolgten. Harald Poelchau war von 1933 an evangelischer Gefängnispfarrer in Tegel, Plötzensee, Moabit und weiteren Gefängnissen und begleitete dort Inhaftierte des deutschen und ausländischen Widerstands, u. a. der Roten Kapelle, des Kreisauer Kreises und des 20. Juli 1944. Vielen stand er bis in ihre letzten Stunden zur Seite und wurde Zeuge von etwa tausend Hinrichtungen. Beide wurden 1972 von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern geehrt. Harald Poelchau war ab 1951 der erste Sozialpfarrer der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg.
Ziel der Initiatorinnen und Initiatoren des Erinnerungsprojekts ist es, über die Namensgebenden, die keinen biografischen Bezug zur Poelchaustraße haben, zu informieren und an ihre gelebte Menschlichkeit und Zivilcourage zu erinnern. Das Ökumenische Forum Berlin-Marzahn e.V. übernahm die Trägerschaft. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf und das bezirkliche Bündnis für Demokratie und Toleranz wurden als Kooperationspartner gewonnen. Schulen und Gruppierungen des Stadtteils konnten einbezogen werden. Die Veranstaltung zur Übergabe wird vom Victor-Klemperer-Kolleg nachdrücklich unterstützt. Das Projekt, insbesondere der Text der Stele und eines begleitenden Faltblatts, wurden mit den Kindern der Poelchaus abgestimmt. Finanzielle Unterstützung mehrerer Institutionen und Einzelpersonen ermöglichten die Herstellung der Stele und des Faltblatts.